PM: Brandanschlag Wurstfabrik Hannover II

19. März 2007

Brandanschlag auf „Wurstfabrik“ in Ronnenberg bei Hannover

Mehr als eine Million Euro Schaden – Typische Handschrift der Animal Liberation Front

In der Nacht vom 16. auf den 17. März 2007 wurde ein Brandanschlag auf den 5000 qm großen „Produktionsbetrieb“ der Fleischereikette „Wurst Basar“ (45 Filialen in Niedersachsen) in Ron­nenberg verübt. Zwar liegt bisher kein Bekennerschreiben vor, die Art und das Ziel der Aktion sprechen aber deutlich für eine Aktion der Animal Liberation Front.

Im Februar 2006 wurde bereits ein Brandanschlag auf einen Schlachthof und Fleischgroßmarkt an der Seligmannallee in Hannover verübt. Damals ging ein anonymes Bekennerschreiben beim Verein die tierbefreier e.V. ein, in dem die Aktivisten davon sprachen, „der Tiermordindustrie ei­nen Schlag versetzt“ zu haben. Seit Beginn der Neunziger Jahre gab es mehr als ein Dutzend weitere Brandanschläge von Tierbefreiungsgruppen auf Tierausbeutungsunternehmen vornehm­lich aus der Fleischindustrie (siehe Liste am Ende dieser Presseerklärung). In der Regel waren die Be-kennungen zu den Aktionen mit Animal Liberation Front oder Tierbefreiungsfront unter­zeichnet.

Bei dem Feuer in Ronnenberg wurde laut Polizei ein Schaden von mehr als einer Million Euro verursacht. Zunächst gingen offensichtlich sieben bis acht LKW und Kühltransporter der Flei­schereikette in Flammen auf, so dass mehr als die Hälfte des Tierausbeuter-Fuhrparks vernichtet wurde. Durch den Brand wurde darüber hinaus ein 200 Quadratmeter großer Teil der Verwal­tungs- und Auslieferungshalle auf dem Gelände der „Wurstfabrik“ zerstört. Ein Übergreifen der Flammen auf zwei angrenzende Lagerhallen, die nur äußerlich beschädigt wurden, konnte durch den Einsatz von 66 Feuerwehrleuten verhindert werden.

Animal Liberation Front

Gruppen der so genannten Animal Liberation Front (ALF) oder auch Tierbefreiungsfront (TBF) agieren weltweit. Sie retten Tieren durch Tierbefreiungen konkret das Leben und gehen durch wirtschaftliche Sabotage direkt gegen Tierausbeutungsbetriebe an. Dabei gehört das „Ergreifen aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, damit weder Mensch noch Tier während der Aktionen Schaden nehmen“ zu einem der Grundsätze der ALF / TBF.

500.000.000 jährlich umgebrachte Tiere allein in Deutschland

Von dem Schwein möchte ich erzählen, das nicht mehr laufen konnte, mit gegrätschten Hinterbeinen dasaß. Das sie solange traten und schlugen, bis sie es in die Tötungsbox hineingeprügelt hatten. Das ich mir hinterher ansah, als es zerteilt an mir vorüberpendelte: beidseitiger Muskelabriss an den Innenschenkeln. Schlachtnummer 530 an jenem Tag, nie vergesse ich diese Zahl.

Bericht einer Augenzeugin in einem Schlachthof

In Deutschland werden jedes Jahr ca. eine halbe Milliarde Tiere in Schlachthöfen getötet (Quelle: Tierschutzbericht 2003 des Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt­schaft).

Eine Menge, die gedanklich kaum zu erfassen ist. Alle landwirtschaftlichen „Nutztiere“ (Rinder, Schweine, Schafe, Kaninchen, Hühner, Puten etc.) landen im Schlachthof.

Bereits bei ihrer Ge­burt auf dem Spaltenboden oder in der Massenbrüterei steht fest, ob sie – je nach Art und Rasse – zunächst als Milch- oder Eierlieferant ausgebeutet wer­den sollen und dann bei nachlassender „Leistung“ im Schlachthof getötet werden, oder ob sie als reine „Fleischlieferanten“ nach einer entsprechenden Mastpe­riode unter zumeist qualvollen Bedingungen direkt in den Schlachthof verfrachtet werden.

In Schlachthöfen wird im Akkord gearbeitet. Das Individuum Tier – je­des einzelne wollte leben – wird in diesem Ausbeu­tungs- und Verwertungsprozess zur reinen Ware.

Tiere sind fühlende Lebewesen

Tiere wollen leben, frei von Angst und Schmerz, frei von menschlicher Gewalt. Diese elementaren Bedürf­nisse werden jedoch tagtäglich eklatant und bewusst missachtet – oft aus den banalsten egoistischen Grün­den. Gruppen wie die ALF halten daher Aktionen, die einen rein appellativen Charakter haben, für zu wenig wirkungsvoll und haben sich für den Weg der Direkten Aktionen ent-schieden: Durch direkte Angriffe soll das reibungslose Funktionieren solcher Ausbeutungsbetriebe gestört und ein möglichst hoher wirtschaftlicher Schaden verursacht werden.

Chronik

Seit Beginn der Neunziger Jahre wurden in Deutschland zahlreiche Brandanschläge von Gruppen wie der ALF auf Tierausbeutungsbetriebe verübt.

  • 11.02.93: In Rietberg-Neuenkirchen werden 4 Kühltransporter der Versandschlachterei Krö­ger in Brand gesteckt. Der Schaden beträgt rund 350.000 DM.
  • 30.12.93: Eine Jagdhütte, ein Trecker und ein Unterstand auf dem Lehrrevier des Landes­jagdverbandes Hamburg in Hoisbüttel bei Ahrensburg werden in Brand gesteckt. Die Gruppe „Feuersalamander“ verursacht 100.000 DM Sachschaden.
  • Zwischen dem 02.04.94 und 07.04.94 werden mehrere LKW einer Fleischfirma in Haben­hausen bei Bremen in Brand gesteckt. Der Schaden beträgt 250.000 DM.
  • 08.01.95: Die Animal Liberation Front steckt mehrere Fahrzeuge der Wurstfirma Klaas & Pitsch in Freudenberg bei Siegen in Brand. Der Schaden beträgt 10.000 DM.
  • 30.05.95: Die Tierbefreiungsfront verübt einen Brandanschlag auf eine Hühnerfarm bei Selm. Der Schaden beträgt 1 Million DM.
  • 23.07.95: In Gehrde im Landkreis Osnabrück steckt die Tierbefreiungsfront eine Legebatte­rie von Anton Pohlmann in Brand. Die Farm brennt komplett ab, der Schaden beträgt 15 bis 20 Millionen DM.
  • 12.04.96: Eine Gruppe mit Namen „Feurige Minks“ zündet das Hauptgebäude einer Pelztier­farm in Zirtow in Mecklenburg-Vorpommern an.
  • Osterfeine, 07.03.98: Eine leerstehende Kükenaufzucht wird abgebrannt
  • 23.01.00, Bremervörde: Ein leerstehender Hühnermaststall wird abgebrannt, der Schaden beträgt 400.000 DM
  • 11.03.00, Berlin: Sieben LKWs und Verkaufswagen der Wurst- und Fleischwarenfabrik „mago“ werden abgebrannt, der Schaden beträgt mehr als 500.000 DM
  • 18.04.00, Rietberg: Brandanschlag auf drei mit Eiern beladene LKWs einer Hühnerfarm, zwei LKWs brennen ab, Sachschaden mehr als 100.000 DM
  • 30.09.00, Bochum: Brandanschlag der Tierbefreiungsfront auf mehrere Fleischtransporter der Firma Zimbo, der Sachschaden beträgt rund 400.000 DM
  • 21.04.01, Steinölsa: Eine noch leerstehende Nerz- und Fuchsfarm (Schirmer) wird kurz be­vor dort mehrere tausend Nerze eingesperrt werden sollten, von der Animal Liberation Front abgebrannt, der Schaden beträgt mehr als eine Million DM, die Farm wird nicht mehr wieder aufgebaut.
  • 09.02.06, Hannover: Brandanschlag auf einen Schlachthof und Fleischgroßmarkt. Sachscha­den: 200.000 Euro
  • 09.03.06, Castrop-Rauxel: Versuchter Brandanschlag auf Tierversuchsfirma in Castrop-Rau­xel, die Brandsätze wurden entschärft

Der Verein die tierbefreier e.V. beteiligt sich nicht an illegalen Aktivitäten, übernimmt jedoch seit 20 Jahren die Öffentlichkeitsarbeit für Aktionen, die gegen Gewalt an Tieren durchgeführt werden.

 

 

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